Der Verein gegen mediale Gewalt (VGMG), dessen Gründer und Co-Präsident Roland Näf für seine generell abneigende Haltung gegenüber Videospielen für Erwachsene bestens bekannt ist, veröffentlichte als Reaktion auf die Pläne des Bundes, den Schweizer Jugendschutz zu stärken, eine Pressemitteilung. Auffallend ist deren Wortlaut: Nachdem die Möglichkeit des Erzwingens eines generelles Verbot nach der hausinternen Pleite des Berner SP-Grossratmitgliedes Näf massiv geschrumpft ist, versucht man nun, die Herstellung von Gewalt beinahltenden Videospielen durch Abgaben, welche die Hersteller auf diese Spiele verrichten müssten, unattraktiv zu machen. Verbote, das ewige grösste Ziel, werden zwar nicht genannt, aber auch nicht explizit abgewiesen. Auch lässt es sich Näf nicht nehmen, die Gesamtheit der Game-Industrie durch groteske Vergleiche mit der Tabakbranche zu diffamieren.

  • Thomas
  • 22.07.2010
  • Essays
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Am 26. Juni 2010 war es endlich soweit, der Sommer 2010 hatte die Schweiz erreicht. Aber noch viel wichtiger: Rund 14 Monate nach dessen Gründung und nach zahlreichen virtuellen Versammlungen fand die erste reelle Generalversammlung von GameRights statt.

Bern lancierte vergangene Woche zwei Programme zum Kinder- und Jugendschutz, welche eine effizientere Prävention und einen sichereren Umgang der Jugendlichen mit Medien zum Ziel haben. Weiter wird eine Verordnung über Massnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie zur Stärkung der Kinderrechte eingeführt.

Diese aktuellen Beschlüsse sind Teile der Gesamtstrategie der Kinder- und Jugendpolitik des Bundesrates. Bern schläft also nicht. Nebst inakzeptablen Motionen entspringen der Politik somit auch fortschrittliche Konzepte.

Wird der Bundesrat in Zukunft sogar vom Angebot der Vereinigung GameRights Gebrauch machen?

Eine neue Studie, publiziert in der Juni- Ausgabe des "Review of General Psychology", dem Publikationsorgan der American Psychological Association, stellt fest, dass Computerspiele mit gewalthaltigen Inhalten für Jugendliche unproblematisch sind, es sei denn, diese seien bereits mit psychischen Auffälligkeiten vorbelastet.

Überraschung von der Delegiertenversammlung der SP Schweiz: Fielen die Sozialdemokraten in der Vergangenheit vor allem durch Verbotsforderungen von Exponenten wie Roland Näf oder durch die einstimmige Annahme der radikalen Zensur-Motion von Evi Allemann im Nationalrat auf, so scheinen die Delegierten der SP eine vernünftigere Haltung zu vertreten. In einer hitzigen Diskussion forderte die JUSO mit ihrer Resolution „Jugend mit Zukunft“ einen wirkungsvollen Jugendschutz, eine verstärkte Vermittlung von Medienkompetenz und einen Verzicht auf Verbote. Nach einer emotionalen Debatte, in der die sehr unterschiedlichen Standpunkte der JUSO und der SP Bern aufeinandertrafen, entschieden sich die Delegierten mit grosser Mehrheit für eine leicht modifizierte Version der JUSO-Resolution. Die Einsicht der Genossen kommt allerdings reichlich spät, da mit der Motion Allemann bereits ein Auftrag zur Gesetzesausarbeitung an den Bund übermittelt wurde. Inwiefern dieser Kurswechsel nun die Geschehnisse in Bern beeinflusst, bleibt offen.


„Die Anno-Farce“
(GameStar), „Kuschel-Preis für Computerspiele“ (Heute.de), „Eine Räuberpistole“ (Welt Online) und „Deutschland feiert Kinderspiele“ (Spiegel). Die Aufregung um den Deutschen Computerspielpreis 2010 ist ebenso gross wie berechtigt – und das nicht nur bei Insidern.

Dabei hatte es so gut angefangen: Als 2008 der erste Deutsche Computerspielpreis verliehen wurde, konnte das gut und gerne als ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher und vor allem auch politischer Akzeptanz gewertet werden. Doch nun scheint der Preis zu einer Farce geworden zu sein, nicht zuletzt auch durch kräftiges Zutun der Politik. Um zu verstehen wie das passieren konnte, müssen die Hintergründe der Verleihung dieses Preises betrachtet werden.

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