RTL und die Spitze des Eisbergs

Mittlerweile wird es praktisch jeder Gamer wissen: RTL hat über die GamesCom 2011 einen herablassenden und entwürdigenden Bericht gesendet, was die Wut der Community auf sich und eine Welle von Beschwerden mit sich gezogen hat. Der Sender liess sich zu einer 15-sekündigen Entschuldigung hinreissen, der deutsche Medienrat befand den Inhalt nicht als problematisch.

Auch auf 20 Minuten Online wurde über das Thema berichtet, und der dazugehörige Artikel erhielt in kürzester Zeit über 200 Kommentare von erbosten Gamern. Alle schrien, dass RTL es sich nun verspielt hätte, und wie toll es sei, dass die Gamer zusammenhalten, wenn etwas passiert. Drastische Aktionen wurden gegen RTL verlangt.

Aktionismus, wie ich behaupte.

Denn ist das wahre Problem wirklich RTL und seine Berichterstattung? Sind zehn Minuten Klischeefeuerwerk und die darauffolgende kollektive Entrüstung wirklich der Schritt zu einer Änderung, zu einer Verbesserung des sozialen Status der Gamer? Ich kann mir vorstellen, dass es verschiedenste Gamer gibt, die nun in ein paar Foren Druck ablassen, auch auf der für die Aktion benutzten Beschwerdewebseite, und dann ist das Thema für sie gegessen, bis wieder mal eine grössere Zeitung oder ein Sender das Thema aufgreift.

Nein, das wahre Problem liegt viel tiefer, und manche Leute scheinen das nicht zu verstehen.

Gamer und Games haben in der Gesellschaft immer noch den Nerd-Anstrich. Die Affinität zum sozialen Rand. Die Pickel, die Hornbrille, das Übergewicht, der dunkle Keller. Das ist der wahre Grund, warum RTL so einen Bericht losgelassen hat. Wären diese Vorurteile endgültig überwunden, gäbe es keine solchen Berichte mehr, davon bin ich überzeugt.

Was ich dann aber nicht verstehe, ist, wie sich Gamer - eine Gemeinschaft, deren Mitglieder durchs Band eine überdurchschnittliche Intelligenz und kognitive Fähigkeit mitbringen - mit so wenig so zufrieden geben können. GameRights beispielsweise lanciert in Kürze zwei grosse Projekte in der Schweiz, welche genau darauf abzielen: Das Problem an der Wurzel packen, die breite Allgemeinheit mit echter und ehrlicher Information ausstatten. Den Menschen zeigen, dass wir Gamer mitten im Leben stehen und nicht irgendwo daneben herdümpeln. Eines der Projekte verlangt von den Mitarbeitern, aktiv zu den Leuten an Elternabende und Ähnliches zu gehen und Vorträge zu halten. Bei den anderen ist Recherche, Geduld, und eine kohärente Schreibweise gefragt. Und dann gibt es die Taskforces, wo man auch mitmachen und helfen kann, wenn weniger Zeit da ist - man muss es einfach ernst nehmen.

Wir kommen nur weiter, wenn wir alle zusammenhalten und am Grund des Problems arbeiten, nicht Symptombekämpfung betreiben. Die RTL-Sache hat bis auf ein paar geglättete Wogen und abgebaute Wut nichts gebracht: RTL macht genau dasselbe mit verschiedensten Menschengruppen seit langem und wird deswegen nicht aufhören. Es sind beispielsweise auch nicht alle Hartz-IV-Bezüger asoziale und faule Übergewichtige, doch RTL macht uns das weis. Glauben wir es, ja lachen wir gar darüber, sind wir nicht besser als RTL und diejenigen, welche einen Heidenspass am Gamescom-Bericht hatten.

Ich bitte Euch: Macht aktiv mit. Wir können nicht ohne Euren Einsatz etwas bewegen. Es ist mit ein paar bösen Zeilen auf irgendwelchen Webseiten nicht getan. Wir haben die Struktur, die Organisation, die offenen "Stellen". Wenn jemand unser Hobby in diesem Land zur Akzeptanz verhelfen kann, dann seid nur Ihr es, jeder Einzelne. Einige Leute arbeiten bei GameRights bereits mit und ermöglichen es uns, langsam aber sicher unser Ziel zu erreichen: Eurem Hobby dan Ansehen zu verschaffen, das es endlich verdient.

Aber wenn jeder einzelne von Euch es nicht tut, passiert es auch nicht.

Die aktuell offenen GameRights-Stellen - es hat auch ein allgemeines Bewerbungsformular, falls man nichts findet, das einem direkt gefällt.

Danke!

 

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