Digitale Medien: Kinder werden dick, dumm und aggressiv

Digitale Demenz - Ausschnitt des Buchcovers

Ende Juli gab es im Tagesanzeiger ein heftig kommentiertes Interview mit dem Hirnforscher Manfred Spitzer über die Auswirkungen des Gebrauchs von Computern, Smartphones und Spielkonsolen. Es trägt provokativ die Überschrift "Es besteht die Gefahr, dass Kinder dumm, dick und aggressiv werden". Sein Buch Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen ist vor einer Woche erschienen und führt eine interessante Diskussion zum Thema Einfluss von digitalen Medien auf das menschliche Gehirn weiter.

Der Begriff der digitalen Demenz bezeichnet das Phänomen, dass mit der uns heute im Alltag zugemuteten Informationsflut das Erinnern in den Hintergrund rückt. Wir verteilen unser Gedächtnis auf digitale Geräte, heutzutage vor allem auf Smartphones. Dort sind oft unsere täglichen Verpflichtungen, Adressen und Nummern von Freunden und auch sonst viele Notizen des Alltags gespeichert. Alles, was wir tun müssen ist, diese Information abzurufen. Wir brauchen sie also gar nicht in unserem Gehirn zu speichern. Dies wird jedoch nicht nur mit digitalen, sondern auch mit anderen Medien gemacht, wie zum Beispiel Notizbücher, Terminkalender oder Diktiergeräte.

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Spitzer spricht in seinem Buch einen anderen Aspekt dieser digitalen Demenz an und kritisiert vor allem den Gebrauch von digitalen Medien bei Kinder und Jugendlichen:


Ich möchte lediglich zeigen, dass die Benutzung von Computern, Fernsehern, Smartphones bis hin zu Playstations auch Gefahren mit sich bringt. Die geistige Entwicklung der Kinder kann beeinträchtigt sein, Aggressivität wird gefördert, und der Bewegungs- und Schlafmangel führt oft zu Übergewicht. Kurz, es besteht die Gefahr, dass die Kinder dumm, aggressiv und dick werden. [...] durch das Chatten, Gamen und Surfen kommt es zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Sprachentwicklungsstörungen, Ängsten, Schlafstörungen, Depressionen, Vereinsamung und höherer Gewaltbereitschaft.

Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/digital/internet/Es-besteht-die-Gefahr-dass-Kinder-dumm-dick-und-aggressiv-werden/story/12425157

Spitzer geht so weit, zu sagen, dass jegliche Form von E-Learning unwirksam sei. Ein Kind könne von der wirklichen Welt besser lernen, als von Bildschirmen und Lautsprechern. Er schliesst das Interview mit dem Vermerk ab, dass er nur so aktiv erfolgreich sei, weil er als Kind noch kein Smartphone oder Computer hatte und keine Zeit vor dem Fernseher verschwende. Ob dieser Umstand aber allein dafür verantwortlich ist, dass man aktiv und motiviert in der Welt etwas bewegen kann, sei dahingestellt. Dies wird sich spätestens dann zeigen, wenn die ersten der „Generation Smartphone“ selber aus dem Alter der jungen Erwachsenen herausgetreten sind.

Für eine weitergehende Analyse und Kritik dieses Interviews siehe den Meinungsartikel unserer Autorin Melody Reymond.

 

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