Die SIEA informiert zum Thema Jugendschutz in Games

  • Nikolai
  • 03. Oktober 2009
  • Referate
  • 10276

altAm 1. Oktober 2009 fand im Rahmen der Suisse Toy eine Informationsveranstaltung der Swiss Interactive Entertainment Association (SIEA) statt. Während rund zwei Stunden versuchte man mit Kurzreferaten und einer Podiumsdiskussion die Frage zu klären, welchen und wie viel Jugendschutz es in der Schweiz benötigt. Für den grossen Teil der Experten war klar: Jugendschutz ist wichtig, Verbote (von Games) sind der falsche Weg.

Im erste Teil des Abends stellten verschiedenen Experten aus dem In- und nahen Ausland ihre Meinung in kurzen Referaten dar. Im anschliessenden zweiten Teil wurde in einer Panel-Diskussion der Frage nach dem Jugendschutz nachgegangen.


Herr Prof. Dr. Wassilis Kassis

Das erste Kurzreferat hielt der Erziehungswissenschaftler Herr Kassis ab. In seiner kürzlich veröhfentlichten Studie ging er der Frage nach, warum Jugendliche gewalttätig werden. Die Studie wurde in vier europäischen Ländern durchgeführt, die Schweiz war nicht beteiligt. Festzustellen sei, so der Wissenschaftler, dass dies primär ein Jungen- und weniger ein Jugendproblem sei. Die Gewaltbereitschaft bei den Junge, die mehr als 3 Stunden täglich spielen, sei grösser als diejenige der Nichtspieler. Allerdings könne nur bei knapp 2% der Intensivspieler die Ursache der Gewalt bei den Games gesucht werden. Bei fast 98% seien es andere Faktoren, wie beispielsweise Erniedrigung durch Lehrpersonal an den Schulen oder elterliche Gewalt.

Kassis' Meinung nach benötigt die heutige Gesellschaft keine gewaltorientierten Games. Allerdings sei ob der Resultate seiner Studie klar, dass man mit einem Verbot dieser Spiele am falschen Ende ansetze. Die Gewalt entstehe zum allergrössten Teil an anderen Orten. Dort müsse angepackt werden, damit es etwas nütze.

Herbert Rosenstingl

Das zweite Referat wurde von Herrn Rosenstingl abgehalten. Er ist Vorsitzender der Bundesstelle für Positivprädikatisierung (BuPP) in Österreich und zeigte uns die dortige Sicht zum Thema Jugendschutz auf.
Die BuPP versuche, den Eltern die nötige Medienkompetenz zu vermitteln, welche im Umgang mit Computer- und Konsolenspiele nötig seien.

Am Grossanlass Game City, welcher jährlich im Kongresshaus Wien stattfindet, legt man deshalb nicht nur Wert auf die Präsentation neuer Spiele, sondern erweitert den Event um wissenschaftliche Themen zur Zukunft der Games und unterstützt interessierte Eltern im Tipp im Umgang mit den neuen Medien.

J?rgen Bausch

PEGI wurde vom dritten Referenten, Jürgen Bausch, thematisiert. Als EU Affairs Manager der ISFE kennt er das System genau und klärte die Anwesenden über die Neuerungen des Alterseinstufungssystems auf (PEGI 2.0). Nebst den für die Konsumenten sichtbaren Änderungen (Ampelfarben bei den Alterskennzeichnungen und Texten bei den Inhaltsdeskriptoren) wurden auch die Strafen für Missbrauch auf eine halbe Million Euro erhöht.

altPeter Z?ger

Der vierte Mann am Rednerpult war Peter Züger selbst, der Geschäftsführer der SIEA. Er präsentierte die momentane Situation in der Schweiz. Zufrieden sei er mit der Akzeptanz und Durchsetzung der im Code of Conduct (CoC) vereinbarten Punkte, wie der Alterskontrolle an den Kassen und der altersgerechten Bewerbung der Produkte. Wünschenswert seien vermehrte Reklamationen der Eltern, damit eventuell noch bestehende Missstände gezielt und schnell ausgemerzt werden könnten, sowie die gesetzliche Verankerung des CoC und damit implizit auch die Anerkennung des PEGI-Systems.

Ludwig Gärtner

Herr Gärtner sprach an diesem Anlass in seiner Funktion als Leiter Geschäftsfeld Familie, Generationen und Gesellschaft innerhalb des Eidgenössischen Departements des Inneren über den Stand der Arbeiten auf Bundesebene. Bis Mitte nächsten Jahres müsse dem Bundesrat einen Massnahmenkatalog zur Senkung der Jugendgewalt abgegeben werden. Teil dieses Programmes sei auch das Thema Jugendschutz bei audio-visuellen Medien.

Da die Diskussionen und Gespräche mit den Medienpartnern noch im Gange sei, können keine definitiven Pläne oder konkrete Projekte präsentiert werden. Ziel sei aber klar: Die Medienkompetenz müsse bei Eltern, Lehrern, Kindern und Jugendlichen gefördert werden. Knackpunkt sei dabei, wie Personen erreicht werden könnten, welche sich nicht von sich aus für das Thema interessieren.


Frau Tschümperlin bildete den Abschluss der Kurzreferate. Sie ist Leiterin der Fachstelle EPCAT der Stiftung Kinderschutz Schweiz und sieht im aktuellen Disput um die gewaltbeinhaltenden Games primär einen Generationenkonflikt.

Ziel müsse ein realitätsnaher Jugendschutz sein, die Medienkompetenz der Eltern solle gestärkt und – falls nötig – auch gesetzliche Strafen bei Nichteinhaltung der Vorschriften gegenüber der Industrie ermöglicht werden. Verbote ohne Erklärungen seien kontraproduktiv.

Vorbild könne das Vorgehen bei Pornographie sei, wo ein Verkaufsverbot für Unter-16-jährige bestehe, aber auch ein generelles Verbot existiert, das z.B. Kinderpornographie unter Strafe stellt.

 

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