Grand Theft Auto V: Riesenerfolg und scharfe Kritik

GTA V: Kritisierter RiesenerfolgLangersehnt, endlich erschienen und harsch kritisiert: Mit "Grand Theft Auto V" (kz.: GTA V) geht die Erfolgsserie der Spieleschmiede Rockstar North in die nächste Runde. Alleine am Tag der Veröffentlichung spielte GTA V 800 Millionen Dollar ein. Zwei Tage später wurde bereits die Milliarde geknackt und somit der bisherige Rekordhalter der digitalen Medienbranche – James Camerons Film „Avatar“ – vom Thron gestossen. Für den Publisher Rockstar Games könnte das Geschäft kaum besser laufen, obwohl GTA V mit stolzen 270 Millionen Dollar das teuerste je produzierte Videospiel ist.  Ein eindrückliches Exempel, welchen Stellenwert die Videospielbranche am weltweiten Markt eingenommen hat. Die Zeit des Nischendaseins der Videospiele ist definitiv vorüber. Entsprechend euphorisch zeigten sich auch Wertungen und Reviews: Mit einem Metascore von 98 von 100 möglichen Punkten platziert sich GTA V teilweise an der Spitze der „all time“-Listen von Metacritic.com, zusammen mit seinem Vorgänger. Doch Trotz des riesigen Erfolgs kämpft GTA V mit scharfer Kritik.

Wovon handelt GTA V überhaupt? Das Spielprinzip ist schnell erklärt und hat sich über die Jahre nur begrenzt weiterentwickelt. Der Spieler schlüpft in die Rolle von erstmals drei Protagonisten und versucht mittels kriminellen Machenschaften in einer völlig offenen Welt ans grosse Geld zu kommen. Als Schauplatz dient hierbei die virtuelle Stadt Los Santos, welche auf parodische Art und Weise Los Angeles nachempfunden wurde. Überhaupt scheint GTA traditionsgemäss nichts und niemanden ernst zu nehmen, was leider oftmals missverstanden wird. Überall lassen sich Anspielungen auf Unternehmen, Gruppierungen oder Klischees des realen Westens finden.

Ein so erfolgreicher Release zwingt natürlich auch Medien abseits der Fachpresse über den neusten GTA-Titel zu berichten - erwartungsgemäss oft einseitig und überaus zweifelnd, bei gleichzeitiger totaler Ahnungslosigkeit. Auch Stephan Klapproths Einleitung zum Bericht von 10vor10 vermittelt hier kaum einen besseren Eindruck. Die Aufschrei der Massenmedien klingt bei jedem GTA-Ableger ähnlich: Gewaltverherrlichung, Sexismus, Drogenhandel und Rassismus bis sich die Balken biegen. Kurz: Der auf Disc gebrannte Antichrist. Leider übertönt diese laute Kritik eine bittersüsse Ironie: Gewalt, Sexismus, Drogenhandel und Rassismus existieren wirklich. GTA spielt auf genau diese realen Missstände an. Es hält dem modernen Westen auf seine ganz eigene Weise den Spiegel vor, was auch in diesem Artikel auf 20min.ch hervorgehoben wird. Sollte man sich nicht erst diesen realen Problemen annehmen, bevor man ein Videospiel für deren virtuelles Abbild verurteilt?

Weiter wurde GTA V - ähnlich wie sein Vorgänger - bereits für ein Gewaltverbrechen (andeutungsweise) verantwortlich gemacht. Kurz nach Verkaufsstart wurde in London einer der ersten Besitzer des Spiels auf dem Heimweg von einem Ziegelstein getroffen und anschliessend mit einem Messer niedergestochen sowie beraubt. Gestohlen wurde das Mobiltelefon, die Uhr sowie das neue Spiel. Ob, wie oft verbreitet, GTA tatsächlich das Motiv für den Überfall war, geht aus der knappen ursprünglichen Newsmeldung jedoch gar nicht hervor. Verfolgt man die aktuelle Medienberichterstattung, entsprechen solch haltlose Schuldsprüche - so könnte man meinen - einem Trend. Erst kürzlich wurde die tragische Schiesserei in Washington D.C., auch bekannt als Washington Navy Yard Shooting, in einem Beitrag des TV-Senders Fox News mit Videogames in Verbindung gebracht. Der Täter habe oft Videospiele gespielt. Die Moderatorin Elisabeth Hasselbeck geht daraufhin sogar soweit, eine zeitliche Überwachung für Videospieler vorzuschlagen, obwohl bis heute noch kein empirischer Nachweis für solch eine Verknüpfung existiert.

 

Glücklicherweise sind sich über die Altersfreigabe jedoch alle Parteien einig. Grand Theft Auto V gehört zweifelsfrei nicht in Kinderhände, wobei ein anderes, allgemeineres Problem angesprochen werden sollte. Die von GTA V gebotene Freiheit ist überaus verlockend, gerade in unserer Welt, die bald mehr Regeln als Möglichkeiten kennt. Folglich ist wenig überraschend, dass auch bzw. gerade Kinder und Jugendliche dieses Spiel spielen sowie das Verbotene erleben möchten. Wird ihnen das Game an der Kasse zu Recht nicht verkauft, so wird schlicht ein älterer Freund, Cousin oder gar Elternteil angefragt, der schliesslich - häufig ahnungslos - das Spiel besorgt. An dieser Stelle werden die freiwilligen Verkaufsverbote ausgehebelt. Hier hilft nur verbesserte Aufklärung und Sensibilisierung, damit Eltern wissen, was sie ihren Kindern kaufen und wie ungeeignet solche Spiele sein könnten.
Nur so kommen ausschliesslich jene in den Genuss der berühmt-berüchtigten GTA-Freiheit, für die das Spiel programmiert wurde und die mit dem Gezeigten umzugehen wissen – die erwachsenen Gamer und Gamerinnen.

(Quellen: heise,  21.09.13; golem, 09.09.2013)

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