GameRights an der Fachtagung in Uzwil

Letzten Freitag fand im Gemeindesaal Uzwil die Fachtagung „Darstellungen und mögliche Auswirkungen von Gewalt in Games und Medien auf Kinder und Jugendliche“ zur „Killerspiele“-Problematik statt. An dem gut besuchten Event referierten Peter Züger, Präsident der SIEA, Marc Bodmer, Dozent am Institut für angewandte Psychologie und Journalist beim Tagesanzeiger, Thomas Merz-Abt, Medienpädagoge und Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich sowie GameRights-Präsident Thomas Riediker.


Viele interessante Aspekte und Argumente wurden dem interessierten Publikum, unter welchem sich auch mehrere Mitglieder des Kantonsrates St. Gallen befanden, der am 26. Mai 2009 dem Bund eine Standesinitiative für eine totales Verbot von Gewalt inszenierenden Games überreichte, präsentiert und dargelegt. Unter dem Strich kann man ein äusserst positives Fazit ziehen.


Folgend eine kleine Zusammenfassung mit den Schlüsselpunkten der verschiedenen Referate.


Begrüssung und Einleitung durch die Veranstalter
Die Fachtagung wurde durch Hans-Peter Amann, Leiter des Mitveranstalters Jugendheim Platanenhof in Oberuzwil, eröffnet. Doch schon im Vorfeld hat Adrian von Allmen, der als Telaran bekannte Leiter der Taskforce Events, Interessierten in der Eingangshalle verschiedene Spiele vorgezeigt, Fragen beantwortet und somit auf die Diskussion eingestimmt.
In seiner kurzen Einleitung musste Hans-Peter Amann schon gleich die erste negative Nachricht verkünden: Die Regierungspräsidentin des Kantons St. Gallen Heidi Hanselmann (SP) hat in letzter Minute abgesagt, sie musste an einer Sitzung eines OK für ein traditionsreiches Langlaufrennen teilnehmen. Danach stellte er alle vier Referenten sowie Regierungsrätin Karin Keller-Suter (FDP), Vorsitzende des Sicherheits- und Justizdepartementes des Kantons St. Gallen, welches Mitveranstalter der Fachtagung ist, vor und drückte seine Dankbarkeit für deren Präsenz aus. In seiner Einführung ins Thema zitierte er Passagen aus dem Bundesratsbericht „Jugend und Gewalt“ vom 20. Mai 2009 und dem Tages-Anzeiger Artikel über die Auswertung von 125 Amokläufen durch Klaus Hurrelmann. Er betonte dabei besonders die Aussage Hurrelmanns, dass es weiterhelfen würde, wenn gewisse Spiele schwerer erreichbar wären aber ein Verbot nicht sinnvoll sei.


Nach einer weiteren Danksagung an Publikum und Referenten übergab er Regierungsrätin Keller-Suter das Wort. Diese erinnerte sich zurück an ihre Kindheit, als Erziehen noch einfacher gewesen sei. Sie erzählte dem Publikum, wie ihre Eltern ihren Fernsehkonsum kontrollierten, indem sie die Wohnzimmertüre absperrten. Die ausgebildete Pädagogin wies daraufhin, dass die neuen Medien die Erziehung nicht einfacher machen. Die Kontrolle der Eltern schwindet was bei vielen angesichts der neuen Schwierigkeiten grosse Besorgnis erregt. Von hier aus schlug Sie eine Brücke zur Standesinitiative des Kantons St. Gallen. Intensiv diskutiert worden sei die Thematik, wobei sich nur wenig Widerstand geregt habe. Wahrscheinlich um nicht als Gegner des Jugendschutzes da zustehen, wie Regierungsrätin Keller-Suter vermutete. Die Diskussion hätte aber zur Erkenntnis geführt, dass das Problem nicht mit einem Patentrezept gelöst werden kann.


Sie erklärte dem Publikum, dass sie während ihrer pädagogischen Ausbildung noch gelernt hatte, dass „nur dort ein Risiko besteht, wo schon ein Risiko besteht“ und dass sie jetzt gespannt darauf sei zu sehen inwiefern dieser Punkt heutzutage noch unterstützt wird. Nachdem auch sie sich bei Publikum und Referenten für das zahlreiche Erscheinen bedankt hatte, begann die Fachtagung mit dem ersten Referat.

Ehrlicher, nachhaltiger und langfristiger Jugendschutz
GameRights-Präsident Thomas Riediker hatte die Ehre als erster Referent auf das Parkett zu treten. In seiner Präsentation „Videogames und Gewalt - Warum elterliche Kompetenz der beste Jugendschutz ist“ zeigte er Argumente gegen ein Verbot, den aktuellen Jugendschutz, die Wichtigkeit von elterlicher Medienkompetenz, die Vorzüge einer PEGI-Verankerung und die Tendenz zu Falschdarstellungen aus der Medien auf.
Zu Beginn zeigte er anhand des Buches „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann W. von Goethe und der Lesesucht im 18. Jahrhundert auf, dass negative Reaktionen gegenüber neuen Medien durchaus üblich aber im Rückblick vollkommen unverständlich sind. Im Anschluss zeigte er anhand der Spiele Death Race (1976) und Custer‘s Revenge (1982) gleich zwei Urgesteine der Videospielproblematik auf, was besonders im Falle des zweiten zu einigen herzhaften Lachern gefährt hat. Dabei merkte Thomas an, dass Spiele wie Custer‘s Revenge erst durch die grosse Aufmerksamkeit, die die Medien dem Spiel schenkten, zu Popularität kamen, war das Spiel bis anhin doch relativ unbekannt.
Doch schon kurz danach wechselte die Präsentation zu ernsteren Themen wie dem Amoklauf an der Columbine High School in Littleton, Michigan von 1999. Schnell wurden damals das Spiel Doom und die Musik von Schock-Rocker Marilyn Manson von den Medien für dieses Massaker verantwortlich gemacht und viele Politiker sprangen auf den Zug auf. Wie Thomas dann aber erläuterte wurden dabei viele andere Fakten von den Medien verschwiegen, wie zum Beispiel die klar rassistische Haltung der Täter Eric Harris und Dylan Klebold, die psychischen Probleme der beiden Jugendlichen oder dass das Attentat am 110. Geburtstag von Adolf Hitler stattfand. Thomas zitierte daraufhin auch Marilyn Manson selber, der in einem Interview auf die Frage, was er gesagt hätte, wenn er die beiden Täter vor dem Massaker angetroffen hätte, antwortete, dass er nichts gesagt hätte, er hätte stattdessen den beiden zugehört, denn dies ist genau das, was niemand getan hat.
Kurze Zeit blieb Thomas noch bei dem Thema Medien und sprach weitere Beiträge an. So zum Beispiel die GTA-IV-Szene, die mit düsterer Stimme hinterlegt im Club vom 24. März letzten Jahres zu sehen war oder die allgemeine Problematik der aus den Kontext gerissenen Spielszenen, wie etwa dem No-Russian-Level in Call of Duty: Modern Warfare 2.
Anschliessend wechselte das Thema zum Jugendschutz und Thomas erklärte die aktuelle Situation. Momentan ist die einzige Institution, die Jugendschutznormen im Bereich Videospiele aufsetzt die SIEA, die über den Code of Conduct auch klare für die Unterzeichnenden verpflichtende Richtlinien. Dies reicht jedoch nicht, so Thomas, man müsse eine klare gesetzliche Richtlinie erlassen um somit alle Geschäfte zu belangen und hart zu bestrafen, egal ob sie den CoC unterschrieben haben oder nicht. Denn PEGI als Standard wäre mehr im Sinne des Jugendschutzes als ein Verbot, bietet diese Altersklassifizierung doch viele weitere Informationen neben dem geratenen Alter.
Unumgänglich bei dieser Lösung wäre jedoch, dass sich Eltern aktiv Informieren und ihre Medienkompetenz ausweiten. Denn nur Medienkompetenz garantiert kann verstehen, statt verboten werden und nur durch verstehen, kann ein ehrlicher, nachhaltiger und langfristiger Jugendschutz entstehen.

Die Branche zeigt Initiative
Peter Züger war der nächste Referent. Er begann seine Präsentation mit viel Witz und Humor als er einige klischeeträchtige Bilder von Gamer auftischte und das Publikum nach seinem Spielverhalten befragte (1/5 hatten schon mal Shooter gespielt, 2/3 ein Fun-Game und nur rund 10 bekennende Gamer befanden sich im Saal). Anschliessenden folgte ein Schwall an Statistiken und Zahlen, nicht ganz so unterhaltsam aber nicht minder interessant. Die Daten stammen aus der Studie „Video Gamers in Europe 2008“, verfasst durch das Marktforschungsinstitut Nielsen Games im Auftrag der ISFE. Hier hob er hervor, dass die grosse Mehrheit beim Spielen Unterhaltung und Spass sucht und findet, da Games spannend und herausfordernd sind. Insbesondere im Vergleich mit dem Fernsehen, Medium das die meisten Spieler zugunsten der Games vernachlässigen.
Anschliessend widmete sich der SIEA-Präsident der PEGI. Er zeigte anhand einer Zeitachse die Entstehungsgeschichte der jungen Institution und anhand eines stark vernetzten Organigramms die komplexen Strukturen zwischen den sieben Gremien. Interessanter Fakt: Das Bundesamt für Sozialversicherungen ist der PEGI-Vertreter in der Schweiz. Auch erklärte er den Laien im Publikum wie der Klassifizierungsprozess aussieht.


Danach widmete er sich den gesetzlichen Fragen. PEGI ist eine effektive Art der Selbstregulierung, welche Kriterien befolgt, die von den Mitgliedern bestimmt werden, eine gut vernetzte Infrastruktur besitzt, die schon vorhanden ist und von den meisten EU-Staaten schon direkt oder indirekt verankert ist, so Züger. Aus diesem Grund sollte man eine solche Institution ausnützen und gesetzlich verankern und als verpflichtend erklären. Als Beispiele nannte er daraufhin die Kantone Waadt oder die beiden Basel, dessen neue Mediengesetze einen solchen Ansatz befolgen. Er gab jedoch zu, dass die Bekanntheit von PEGI bei den Eltern steigen muss, kennen doch gemäss der oben genannten Studie nur Rund 20% der Schweizer Eltern das System.
Nach dem Thema PEGI wandte sich Peter Züger dem Vertrieb von Videospielen und insbesondere den Code of Conduct. Er erzählte dem Publikum kurz und bündig wie der CoC entstand und welche Schwierigkeiten sie hatten ihn zu verfassen. Er gestand, dass der CoC nicht perfekt sei, doch wurde und wird dieser ständig verbessert. Die PEGI lobt ihn als gutes Werk der Eigeninitiative und der Schweizerische Videoverband übernimmt eine angepasste Version. Eine gesetzliche Verankerung der Mühen der SIEA würde dazu führen, dass die rund 5% der nicht unterzeichnenden Verkäufer wie Toys’r’us auch belangt werden könnten.

Im Umfeld liegt die Lösung

Nach der Pause durfte Thomas Merz-Abt seine Anliegen den Anwesenden präsentieren. Der Medienpädagoge war der Referent, der das Thema am allgemeinsten fasste und an vielen Stellen von den Medien allgemein und nicht nur von Games sprach.
Ohne grosse Umschweife ging der Experte zur Sache: Dass das Wissen über Medien der Eltern so gering ist im Vergleich zu dem ihres Nachwuchses ist höchst problematisch. Jedes Kinderzimmer gleiche heutzutage einer Medienzentrale. Eindrücklich rechnete der Dozent vor wie ein 6. Klässler im Schnitt 570 Stunden alleine mit Videospielen und 900 Stunden in der Schule verbringt. Weiter haben ca. 65% aller minderjährigen Spieler schon ein Game gespielt, das nicht für ihre Altersklasse gedacht wäre und meistens herrscht nur Streit zwischen Eltern und Kindern betreffend die Länge des Konsums, aber selten über den Inhalt. Alles Anzeichen der fehlenden Kontrolle und des geringen Engagements der durchschnittlichen Eltern.


Und diese Passivität birgt Gefahren, da durchaus Risiken von Videospielen ausgehen. So listete er als Risiken übermässigen Konsum, die Einwirkung auf die körperliche Gesundheit durch schlechte Haltung oder auch falsche Ernährung, der Inhalt mancher Games aus bereits bekannten Gründen, fehlende Lebenserfahrung und deren Folgen. Er machte jedoch deutlich, dass diese Risiken nur für eine bestimmte Risikogruppe und im Zusammenhang mit anderen Risiken gefährlich sind.
Diesen Punkt liess ich mir von Herrn Merz nach der Fachtagung noch etwas genauer erläutern. So antwortete er auf meine Frage, ob all diese Risiken schlussendlich nicht auf den übermässigen Konsum zurückzuführen sind mit einem Kopfnicken. Der Knackpunkt liege tatsächlich an der Menge des Konsums, so der Medienpädagoge, doch die Schwelle, ab wann es zu viel ist, sei schwer definierbar, da es von Mensch zu Mensch verschieden ist. Auch bestätigte er meine Vermutung, dass die Gefahr, die von diesen Risiken ausgeht, mit zunehmendem Alter geringer wird. Jedoch stellte er klar, dass eine „gesunde“ Erziehung hierbei eine nicht zu missachtende Voraussetzung sei.
Zurück zum Referat. Als nächstes widmete sich Prof. Dr. Merz der Wirkung der Medien zu. Er verneinte gleich von Anfang an, dass Medien eine direkte Wirkung auslösen würden. Vielmehr hängt die Wirkung der Medien von der Person und dessen Umfeld ab. Und hier ist der Punkt, an dem man gemäss Thomas Merz ansetzen muss: Dem Umfeld. Wie können wir die Voraussetzungen schaffen damit Kinder und Jugendliche trotz Medienkonsum. Psychisch wie auch physisch gesund und integriert heranwachsen.
Hierzu müsste man Kinder zur Resilienz erziehen. Resilente Kinder zeichnen sich gemäss Merz durch Empathie, gewaltfreie Konfliktlösung, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortung für eigenes Handeln, Selbstwertgefühl, können die Wirkung des eigenen Handelns auf andere einschätzen und pflegen den Kontakt zu Freunden und Bekannten. Die Förderung dieser Eigenschaften bei Kindern ist für Merz eine grundlegende Aufgabe der Eltern und Schule. Besonders gegen letztere schiesst er kurz später scharf, als er erzählt, dass beim Lehrplan für das nächste Schuljahr Medienerziehung genau mit drei Sätzen behandelt wurde: Im ersten wurde gesagt, dass es wichtig sei, im zweiten, dass es schwer definierbar sei und im dritten Satz fragten sie sich, ob Tastaturschreiben dazugehöre.
Zum Abschluss listete der Dozent der Pädagogischen Hochschule Zürich die Handlungsfelder, die er als wichtig erachtet: Die Medienbildung im Schulwesen, Unterstützung der Eltern durch Aufklärung und Unterstützung, die politische Diskussion sowie die Spieleindustrie, welche PEGI weiter ausbauen sowie ethische Grenzen in Spielen implementieren und alternativen zu Gewalt inszenierenden Spielen fördern sollte.
Nach der Fachtagung fragte ich den Experten auch, was er denn von einem Verbot hält. Thema, dass er während seinem Referat nicht ansprach. Er antwortete, dass ein Verbot nichts lösen würde und weitere Massnahmen nötig wären. Daraufhin fragte ich ihn, ob ein Verbot überflüssig sein würde, wenn Massnahmen wie ein Ausbau von Medienbildung in der Schule, mehr Unterstützung der Eltern sowie eine härtere Jugendschutzregulierung umgesetzt werden würde. Auch diese Frage bejahte er.

Ich stell‘ mal die Medien an den Pranger, ich bin von der Zunft und darf das

Der letzte Referent Marc Bodmer musste leider Aufgrund der kumulierten Verzögerung unter hohem Zeitdruck referieren. Dennoch liess der studierte Jurist einige Perlen fallen. So begann sein Vortrag mit einem Ausschnitt aus dem Spiel Uncharted 2: Among Thieves in welchem der Hauptdarsteller Nathan Drake im Kreuzfeuer von Söldnern von Lastwagen zu Lastwagen springen muss. Als der rund 30 Sekunden langer Clip fertig war, fragte Bodmer das Publikum, ob dies ein Videospiel sei. Die Evidenz dieser Frage verwirrte etwas das Publikum, das selbstverständlich selbige mit Ja beantwortete, was wiederum nur das Kopfschütteln des Referenten auslöste. Ein Spiel setze Interaktivität voraus, korrigierte er eindrücklich die Anwesenden. Der Betrachter kann einer Aufnahme nicht entnehmen, wie der Spieler sich darauf konzentrieren muss, rechtzeitig von Fahrzeug zu Fahrzeug zu springen, aus dem Kreuzfeuer der Gegner zu bleiben und diese gleichzeitig auszuschalten. Aus dieser Herausforderung heraus kann ein Spieler auch abwesend wirken, ist jedoch tatsächlich bloss konzentriert. Dem Betrachter wird sich somit nur ein kleiner Teil des Spiels zugänglich, vergleichbar mit einem Eisberg, von welchem man nur die Spitze sieht.
Es sei ein Problem des Verständnisses. Videospielen in heutigem Ausmasse und ist ein junges Phänomen und noch nicht etabliert. Marc Bodmer zitierte an dieser Stelle eine Passage aus Steven Johnsons Werk „Everything bad is good for you“ in welcher der Autor die Welt darstellt, wie sie hätte sein können, wären Games ein etabliertes und anerkanntes Medium und Bücher hingegen ein neues Phänomen, welches von vielen als Gefahr empfunden wird. Mit Vorwürfen wie Passivität oder Lesesucht stellt Johnson dabei den Konsum von Literatur in einem ganz schlechten Licht dar. Diesen Punkt der übertriebenen Negativdarstellung greift auch der Journalist Bodmer auf. Die Medien schaffen ein falsches Gefühl der Gefahr indem sie dem Publikum nicht nur einen Sündenbock liefert, sondern diese Angst dahinter auch pusht. So nahmen nach den Attentaten des 11. Septembers 2001 in den USA die Nachrichtenmeldungen über Gewaltdelikte um 473% zu, obwohl die reale Anzahl solcher Delikte um 15% abnahm. Entwicklung die man auch in geringerem Ausmasse in Europa beobachten kann.
Dabei begründet auch die Wissenschaft nicht, dass Gewalt inszenierende Spiele als Gefahr gehandhabt werden. So zeigen viele Studien, die beweisen wollen, dass solche Spiele hoch schädlich sind, grosse methodische Mängel auf. Als Beispiel nannte Bodmer an dieser Stelle die Gesamtarbeit von Oberstleutnant Dave Grossman und insbesondere die „Mutter aller Meta-Studien“ von Dr. Prof. Craig Anderson, die vor kurzem erschien. Letztere wies vor allem Mängel bei methodischen Bewertung der ausgewählten Studien, da solche, die von der Meinung Andersons abwichen, eine tiefere Bewertung und daher Gewichtung erhielten, wie auch schon im Forum angesprochen wurde.
Ausserdem wird bei den meisten Studien nie die Stimmung des Probanden bewertet, wobei dies wesentlichen Einfluss hat. Kurze Spielzeit mit einem unbekannten Spiel, in einer unbekannten Einrichtung und auf Kommando, also wenn man eigentlich keine Lust hierzu hat, können Frust, Unbehagen und Stress beim Probanden auslösen, was die Ergebnisse beeinflusst. Auch der Punkt Empathie sprach der Dozent der ZHAW an. Er erachte es als unlogisch, dass von einem Spieler auf dem Bildschirm die gleiche Empathie verlangt werde, wie er sie im realen Leben an den Tag zu legen habe. Schlussendlich zeige man auch im Sport nur bedingt Mitgefühl mit dem Gegner. Auch dass Spiele als aggressionsfördernd gelten kann er sich nicht erklären, werden doch Spiele im Anger Management (dt. Wut Verwaltung) erfolgreich verwendet.
Zum Abschluss äusserte Herr Bodmer Kritik an den Verbotsbestrebungen, da sie ihm falsch und voreilig erschienen.

Fazit von Autor Adrian
Sehr interessante Veranstaltung, die überraschend positiv für Verbotsgegner ausfiel. Die Haltung der SIEA und Peter Züger war GameRights zwar bereits bekannt, doch war es doch eine angenehme überraschung zu sehen, wie Deckungsgleich die Bestrebungen von Industrie und Konsumenten sind. äusserst positiv empfand ich Marc Bodmer, der das Thema locker und mit viel gesunden Menschenverstand anging, unbeeinflusst von retrograden Moralvorstellungen.
Hoch interessant war auch Thomas Merz, der als Nicht-Spieler und Medienpädagoge einen besonderen Fokus hat. Leider gab es einige missliche Formulierungen und er äusserte sich erst zum Verbot auf Nachfrage.
Selbstverständlich meisterte auch Thomas seine Aufgabe als Referent ohne Probleme und präsentierte unser Anliegen professionell und mit viel Selbstvertrauen.
Auch ein grosses Kompliment an den souveränen Adrian von Allmen, der sich der Horde fragwütiger Eltern und Politiker stellte.
Schade empfand ich jedoch, dass die Politiker nicht denselben Mut gezeigt hatten und nach der Fachtagung in Windeseile verschwanden. Fragen zur Standesinitiative waren leider keine möglich.

Fazit von Referent Thomas
Ich verbuche die Veranstaltung als Erfolg für die Gamer und Verbotsgegner. Von mehreren Seiten wurde fundiert und umfassend argumentiert, dass man gewalthaltige Spiele nicht einfach als Sündenbock für reale Gewalt hinstellen kann. Vor dem Referat und in den Pausen wurden interessante Diskussionen geführt – von einem SVP-Kantonsrat SG wurde ich gefragt, ob ich mich nicht von der Industrie instrumentalisiert fühlen würde. Hier zahlte es sich erneut aus, dass wir uns stets auf unsere Existenz als reine Konsumentenorganisation ohne Verbindungen zur Game-Industrie besonnen haben, was ich dem Herrn erklärt habe. Herr Züger sagte daraufhin, er habe mich heute das erste Mal gesehen.
Ein grosses Lob muss ich an an Adrian aka Telaran aussprechen, der ein komplettes Set-Up bestehend aus TV (freundlicherweise von Herrn Amann zur Verfügung gestellt), Playstation 3, Xbox 360, Notebook, E-Book Reader und ein paar Gaming-Memorabilia aufstellte und den Interessierten absolut kompetent Rede und Antwort stand. Auch kritische Fragen wurden von ihm souverän und problemlos entschärft und beantwortet.
Ich danke an dieser Stelle allen anwesenden Mitgliedern von GameRights – Ihr habt es toll gemacht, und ich habe mich gefreut, den einen oder anderen von Euch persönlich kennen zu lernen. Weiter so!

 

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