Und was haben Videospiele damit zu tun?

Trauernder Charakter in World of WarcraftErschüttert schauen die Menschen nach Norwegen. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Opfer und wir möchten an dieser Stelle unser Beileid aussprechen. Immer kommen die gleichen Fragen auf: Wie konnte ein junger Mann eine solche Tat verüben? Wir massen uns nicht an, an dieser Stelle Antworten auf diese Fragen zu geben und ausserdem wird dies durch andere Medien bereits zur Genüge versucht. Auf was wir hier eingehen wollen ist die Spekulation über eine mögliche Verbindung der verübten Taten mit dem Spielen des Ego-Shooters Call of Duty: Modern Warfare 2.

In einer Ihrer letzten Ausgaben berichtete das Magazin „Schweizer Familie“ über das Thema Gewaltspiele. Was wie ein harmloser Artikel aussieht, ist aber in Wahrheit der Text eines Autors, der hinlänglich als Spielegegner bekannt ist: Manfred Spitzer. Leider gibt die Schweizer Familie seine Meinung unreflektiert weiter, was das Bild der gewalthaltigen Videospiele in den Augen vieler noch verschlechtern dürfte.

Es liegt auf der Hand, dass eine Schweizer Publikation, bei welcher die Familie Programm ist, sich kritisch mit dem Thema Gewalt in Videospielen auseinandersetzen wird. Was zunächst als alter Zopf erscheint - das wissen wir doch alles schon - muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass das Zielpublikum dieser Publikation nicht der mediengewandte junge Erwachsene ist, sondern Eltern, deren höchstes Gut ein intaktes harmonisches Familienleben darstellt. Somit erstaunt es auch wenig, dass der betreffende Artikel sich gar nicht erst die Mühe nimmt, die Thematik von Gewalt in Videospielen differenziert zu betrachten.

Wie viele von Ihnen packen gerade Strandsachen und Sonnencreme ein, um in die Sommerferien zu fahren? Nächstes Jahr würde sich im Sommerurlaub ein Abstecher in die USA lohnen, genauer gesagt nach Washington D.C. Da wird es nämlich erstmals in diesem Umfang eine Ausstellung zu Kunst in Videospielen geben. Das renommierte Smithsonian American Art Museum wird nächstes Jahr vom 16. März bis 30. September die Ausstellung „The Art of Video Games“ einem breiten Publikum präsentieren.

Die Entstehungsgeschichte von Videospielen wird ebenso ausgestellt wie Interviews mit Videospiel-Entwicklern und Art Designern. Auch grosse Drucke von Screenshots wird es zu bestaunen geben. Welche Spiele ausgestellt werden sollen, wurde durch eine Online-Abstimmung bestimmt, die dieses Frühjahr durchgeführt wurde. Die Liste mit den 80 ausgewählten Videospielen ist hier einsehbar.

Noch immer glauben viele Menschen fälschlicherweise, Computerspiele machen aggressiv und gewalttätig, während all die positiven Nebeneffekte elegant unter den Tisch gekehrt werden. Hier nur ein Beispiel: Computerspielen hält das Gehirn fit. Davon sind auch die Forscher des Inapic (International Normal Aging and Plasticity Imaging Center) der Universität Zürich überzeugt. Aus diesem Grund haben sie nun in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ein Spiel entwickelt, welches Senioren helfen soll, geistig jung zu bleiben.

Oft hört man von notorischen Bildschirmhassern wie Manfred Spitzer, Medienkonsum lasse uns verdummen, beeinträchtige unsere schulischen Leistungen und habe auch sonst nur schlechte Auswirkungen. Gamer werden als Menschen ohne Empathie und Hirn dargestellt.

Dem ist aber nicht so, wie der  "Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.", kurz BITKOM kürzlich herausgefunden hat. Es wurden 1002 Menschen über 14 Jahren zum Thema Games auf dem PC, der Spielkonsole und den Handy befragt. Das überraschende Ergebnis: Menschen mit hohem schulischen Abschluss (Abitur) spielen häufiger als ihre Altersgenossen mit weniger hohem Abschluss (Hauptschule). Während bei den Abiturienten jeder dritte spielte, war es bei den Hauptschul-Abgängern nur jeder fünfte. Dies heisst im Klartext: Games sind ein Medium, dass vermehrt von sehr gebildeten Menschen genutzt wird, denen dieses Medium offenbar weder ihr Hirn noch ihr Herz geraubt hat und sie auch in ihrer Entwicklung nicht behindert hat. Gamer sind keine hirnlosen, asozialen Couchpotatoes, die jeden Moment durchdrehen könnten, Gamer sind tendenziell sozial gut eingebundene, gebildete Menschen, Endscheidungsträger in unserer Gesellschaft, kultivierte Zeitgenossen, Intellektuelle. Offenbar sind diese Menschen offener gegenüber den neuen Medien und verteufeln diese nicht grundlos, sonsern legen selbst Hand an. Wie gross die Verbreitung des Hobbys Videospiel und somit die Toleranz in den einzelnen Berufsgruppen, insbeondere bei Politikern ist, wurde leider nicht erhoben.

 

Unsere Bannerpartner: