Digitale Kluft: Unverständnis aufgrund von Unverstand

Gegenwärtig wachsen junge Leuten in einer Welt auf, in der Videospiele weit verbreitet sind. Ist die ganze Debatte um ein Verbot von gewalthaltigen Videospielen nur ein Generationenproblem? Muss dem Medium Videospiel einfach sein mittlerweile verdienten Platz im Alltag der Familien zugestanden werden oder ist es immer noch eine Randerscheinung? Wenn man neueren Studien glaubt, ist das Erstere der Fall. Ein Problem bleibt jedoch bestehen und zwar, dass es durchaus Videospiele gibt, die nicht für Kinder oder Jugendliche gedacht sind. Deswegen jedoch ein Totalverbot von gewalthaltigen Videospielen zu fordern zeugt von einer Unwilligkeit, sich mit dem Medium „Videospiel“ auseinanderzusetzen.

Im Interview des Tagesanzeigers vom 23. Juli 2012 über die Auswirkungen des Gebrauchs von Computern, Smartphones und Spielkonsolen warnt der Hirnforscher Manfred Spitzer davor, dass unsere Kinder Gefahr laufen, dumm, dick und aggressiv zu werden. Es mischen sich verschiedenste Aussagen: Einige bezieht er konkret auf die Lernfähigkeit von Kleinkindern, einige auf die längerfristige Entwicklung eines Menschen vom Kind bis zum Erwachsenen und einige allgemein auf digitale Medien und deren angeblichen Gefahren für das menschliche Gedächtnis und unsere kognitive Leistungsfähigkeit.

Nachdem ich gelesen habe, dass der Experte Christopher Ferguson darauf hingewiesen hat, dass gewalttätige Videospiele als Ursache für eine Massentötung vor allem bei Weissen herangezogen werden, habe ich eine Weile darüber nachgedacht. Dieses Argument ist äusserst heikel, weil es aufdeckt, wie tief sitzende Stereotype unsere Wahrnehmung der Umwelt beeinflussen und wie unfair und irrational das eigentlich ist. Bei Anders Behring Breivik handelt es sich nun mal um einen christlichen Weissen. Hätte man überhaupt angefangen, Videospiele im Zusammenhang mit den Taten zu diskutieren, wenn die Attentate von einem Muslim ausgeübt worden wäre? Wohl kaum. Zu offensichtlich wäre ja dann die ideelle Motivation gewesen, oder nicht?

 

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