Und was haben Videospiele damit zu tun?

Trauernder Charakter in World of WarcraftErschüttert schauen die Menschen nach Norwegen. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der Opfer und wir möchten an dieser Stelle unser Beileid aussprechen. Immer kommen die gleichen Fragen auf: Wie konnte ein junger Mann eine solche Tat verüben? Wir massen uns nicht an, an dieser Stelle Antworten auf diese Fragen zu geben und ausserdem wird dies durch andere Medien bereits zur Genüge versucht. Auf was wir hier eingehen wollen ist die Spekulation über eine mögliche Verbindung der verübten Taten mit dem Spielen des Ego-Shooters Call of Duty: Modern Warfare 2.

Am 23 Juli schreibt 20min in einem Artikel unterhalb des Titels als Zusammenfassung:

Die blutigen Attentate in Oslo gehen vermutlich auf das Konto eines Mannes. Dabei handelt es sich um einen 32-jährigen Norweger mit islamfeindlichen Ansichten und Fan von Kriegsspielen.

Diese Formulierung macht beim weiteren Durchlesen des Artikels nachdenklich. Wir erfahren nämlich, dass der junge Mann Mitglied eines Schützenvereins war und Waffen besass. Dass er sich als christlich-konservativ bezeichnet. Dass er im sozialen Netzwerk Facebook angibt, ein Fan der Videospiele World of Warcraft und Modern Warfare 2 zu sein. Dass er sich für Bodybuilding und Börsenkurse interessiert. Und schliesslich, dass er rechte und islamfeindliche Ansichten hat. Ungeachtet all dieser Informationen steht in der Überschrift nicht, dass er islamfeindlich war und Waffen besass, oder dass er islamfeindlich war und rechtsextrem. Es steht, dass er islamfeindlich war und ein Fan von Kriegsspielen.

In den 50er Jahren wäre da wohl gestanden, dass er fremdenfeindlich war und Rock'n'Roll liebte. Und in den 90er hätte man die Tat vielleicht mit Musik von Marilyn Manson in Verbindung gebracht. Ausserdem ist eines der beiden genannten Videospiele, World of Warcraft, kein Kriegsspiel, wie auch zwei Tage später vom Tagesanzeiger korrekt festgestellt wird. Im gleichen Artikel des Tagesanzeiger steht ausserdem, dass der Täter angibt, das Videospiel Modern Warfare 2 als eine Art Trainings-Simulation gebraucht zu haben. Dies ist nur eine kleine Passage aus einem über 1500 Seiten umfassenden Manifest, welches auf Ideen beruht, dass einige Menschen aufgrund ihrer Religion, politischer Einstellung und ethnischer Abstammung besser sind als andere.

Wer sich noch an die Debatte zur Waffeninitiative in der Schweiz erinnert, erinnert sich sicher an das Argument, dass eine Armeewaffe in den Händen einer erwachsenen, verantwortungsvollen Person ungefährlich ist. Ebenso führt ein Hang zu Traditionalismus und Nationalismus noch nicht dazu, dass jemand tatsächlich Ausländer oder anders Gesinnte tötet. Es ist das Gleiche mit Videospielen. Es geht hier um gesunden Menschenverstand. Um Verantwortung für sich selber und seine Mitmenschen, welche diesem Menschen abhanden gekommen ist.

GameRights hofft auf eine faire Berichterstattung, wenn es darum geht, über einen Zusammenhang zwischen diesen unfassbaren Taten und Videospielen zu spekulieren. Wer sich weiter informieren will, dem sei dieser umfassende Artikel der NZZ vom 25. Juli empfohlen.

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