Echte Soldaten über virtuelle Schlachtfelder

Soldat in Battlefield 3. Quelle: wikia.comGerade First-Person Shooter stehen im Verdacht, ihre Konsumenten an die Gewalt und Hektik auf echten Schlachtfeldern zu gewöhnen. Diesen Spielen wurde nachgesagt, vom Militär spezifisch für die Hirnwäsche junger Menschen entwickelt worden zu sein, um in naher Zukunft eine grössere Menge emotional abgestumpfter Soldaten hervorzubringen. IGN, eine globale Entertainment-Webseite, die sich auf Videospiele spezialisiert hat, wollte es wissen und sprach mit echten amerikanischen Soldaten: Wie nahe liegen aktuelle Spiele wie Modern Warfare 3 und Battlefield 3, welche die aktuelle Referenz für Realismus in Kriegsspielen sind, am echten Krieg? Wie viel Krieg steckt wirklich in heutigen Videospielen?

Die Spieleentwickler dieser Spiele sind auf einen möglichst hohen Realismus bedacht. Die Geräusche der Waffen und die Umgebung sind detailgetreu dargestellt. Sogar Militärexperten sind hinzugezogen worden, um sicher zu gehen, dass die Details möglichst nah an der realen Welt sind. Die drei befragten US-Soldaten sind sich einig, dass Videospiele weit vom echten Krieg entfernt sind. Sie erklären, dass egal wie gerne sie Videospiele spielen, die Erfahrung im richtigen Leben sich erheblich von der virtuellen Erfahrung unterscheide. Spiele seien zwar gut darin, die Umgebung realistisch darzustellen, aber sie kämen nicht einmal annähernd an die emotionale Belastung in einer Kampfsituation heran. Darüber hinaus fokussieren Videospiele auf das Individuum, während echte Soldaten trainiert sind, auf das Team zu fokussieren. Ein Soldat, der im Irak gedient hat, meint weiter, dass die Videspiele zwar eine realistische Kriegssituation darstellen wollen, aber im Endeffekt seien es halt doch nur Spiele.

The games attempt to show how realistic the war situation is, but in the end, it's just a game and not really what war is really like.

Quelle: IGN.com: What Do Real Soldiers Think of Shooting Games? http://games.ign.com/articles/121/1218964p1.html

Ebenso fehle das Gefühl der realen Angst. Während einer Mission fühle sich der Soldat ständig ruhelos und er müsse immer wachsam sein. Und natürlich würde kein Spiel den Kriegsalltag darstellen oder die Müdigkeit wenn man den ganzen Tag unterwegs gewesen ist. Ein weiterer Punkt ist die in Spielen immer reichlich vorhandene Munition und Ausrüstung. Im richtigen Krieg könne man nicht so sinnlos Munition verschiessen. Viele Taktiken, die man in First-Person Shooters anwenden kann, um eine Mission zu gewinnen, würden in der richtigen Kriegssituation den sicheren Tod bedeuten.

Interessanterweise scheint auch das Umgekehrte der Fall zu sein, nicht nur kann das Gameplay von First-Person Shooters nicht auf die reale Kriegssituation vorbereiten, sondern Erfahrung im Krieg führt auch nicht zu mehr Erfolg im Spiel.

"My real-life combat training doesn't really help. It's more of how you can exploit the game's mechanics to be successful than knowing any real tactics about war."

Quelle: IGN.com: What Do Real Soldiers Think of Shooting Games? http://games.ign.com/articles/121/1218964p1.html

Die Soldaten beenden das Interview mit der Aussage, dass Videospiele nicht helfen können, um auf einen Krieg vorzubereiten. Niemand kann sich auf eine solch schreckliche Situation vorbereiten. Die Soldaten äussern Bedenken, dass einige Spieler/innen in den USA durch solche Videospiele erst auf den Gedanken kommen könnten, sich der Armee anzuschliessen. Das vor allem deswegen, weil die Spiele die Soldaten oft unrealistisch glorifizieren oder als männliche "Bad-Asses" darstellen. Die Soldaten warnen eindringlich davor, die Spielesituation mit der Realität gleichzusetzen.

Als Gamer wird man hier zustimmen können: Egal wie oft man am Computer mit Feuerwaffen auf Gegner geschossen hat - kommt es wie im Militärdienst zum realen Einsatz der Waffe, ist man doch überrascht, wie anders die unterschiedlichen Erfahrungen sind. Ein Spiel am Computerbildschirm kann weder den realen Umgang mit einer Waffe trainieren, noch führen Zielübungen am Bildschrim zu mehr Erfolg am Schiessstand. Schon GameRights-Präsident Thomas Riediker, welcher aktiven Militärdienst in der Schweizer Armee absolvierte, betonte in der Podiumsdiskussion Killergames@Home mit Allan Guggenbühl und Roland Näf, dass zwischen dem Betätigen einer virtuellen Waffe mit Maus und Tastatur und der Benutzung einer echten Schusswaffe Welten lägen: "Ich musste alles praktisch neu erlernen."

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