20 Minuten: Games unter Generalverdacht

Geschmacklose, unhaltbare Schuldzuweisungen von Politik und Medien ist man sich als Gamer ja gewohnt — sei es nun ein Amoklauf oder die Jugendgewaltdiskussion: Gewaltdarstellungen beinhaltende Videospiele sind schnell als Sündenbock identifiziert. Der Artikel, den Redakteur Amir Mustedanagic heute fabrizierte ist entweder vor Ignoranz strotzender Boulevardjournalismus, frei nach dem Motto „Wenn es nichts kostet muss es auch nicht gut sein“, oder absichtliche Hetze gegen zehntausende  Gamer in der Schweiz. GameRights verurteilt die pietätlose Sensationsgeilheit der 20 Minuten-Redaktion welche auf dem Buckel der Opfer des schrecklichen Terroranschlags vom 24. Januar 2011 und der Gamergemeinde offenbar besonders dramatische Schlagzeilen produziert um Werbeeinahmen zu generieren und sich um Qualität, Ausgewogenheit und journalistisches Niveau nicht zu kümmern scheint.

Der Artikel schildert die viel diskutierte Szene „No Russian“ im Actionspiel „Call Of Duty: Modern Warfare 2“ — der Spieler wird dabei Zeuge eines bewaffneten Anschlages auf den Moskauer Flughafen und darf in der unzensierten Version auch selbst Hand anlegen. Das Spiel erschien ein gutes Jahr vor dem schrecklichen Anschlag, die entsprechende Szene wurde bereits damals aus der russischen Version entfernt. Der Bombenanschlag vom letzten Montag hat ausser dem Schauplatz keine Gemeinsamkeiten  mit der Spielszene, in der ausschliesslich mit Schusswaffen hantiert wird. Dennoch findet es der 20min-Redakteur offenbar nicht besonders feinfühlig, dass sie Entwickler den Anschlag nicht schon Jahre im Voraus vorhergesehen und deshalb auf die Szene verzichtet haben und hält es stattdessen für angebracht den Leiter des „Freedom of Terrorism“-Projekts des neokonservativen Think-Tanks FDD zu zitieren, der sich fragt, ob die Terroristen wohl den Ego-Shooter als Vorlage und/oder für Ihre Trainings benutzt hätten.

Vermutlich würde der gute Herr auch nichts falsches daran finden zu vermuten, die Attentäter des des 11. Septembers hätten mit dem „Microsoft Flight Simulator“ trainiert, und Redakteur Mustedanagic würde vermutlich einen Artikel mit dem Titel „Schrecklicher Verdacht: Trainierten Terroristen mit Flight Simulator?“ schreiben, welcher dann anschliessend vom Chefredakteur genehmigt würde. Man muss kein Genie sein, um zu merken, dass 20 Minuten von Qualitätsjournalismus etwa soviel versteht wie die meisten Schweizer Politiker von Videospielen.

Wer den netten Herren Redakteuren ein Mail schreiben will, findet die Adressen hier, bitte nicht im Namen von GameRights, sondern als Einzelperson auftreten.

Zudem wurde heute im Kantonsrat Luzern eine weitere Standesinitiative für ein Actionspiel-Verbot verabschiedet. Die offizielle GameRights-Pressemitteilung zu diesem Thema kann hier nachgelesen werden.

 

Unsere Bannerpartner: