Zu Rassismus und Schuldzuweisungen

Nachdem ich gelesen habe, dass der Experte Christopher Ferguson darauf hingewiesen hat, dass gewalttätige Videospiele als Ursache für eine Massentötung vor allem bei Weissen herangezogen werden, habe ich eine Weile darüber nachgedacht. Dieses Argument ist äusserst heikel, weil es aufdeckt, wie tief sitzende Stereotype unsere Wahrnehmung der Umwelt beeinflussen und wie unfair und irrational das eigentlich ist. Bei Anders Behring Breivik handelt es sich nun mal um einen christlichen Weissen. Hätte man überhaupt angefangen, Videospiele im Zusammenhang mit den Taten zu diskutieren, wenn die Attentate von einem Muslim ausgeübt worden wäre? Wohl kaum. Zu offensichtlich wäre ja dann die ideelle Motivation gewesen, oder nicht?

Wenn man das Argument auf die Schweiz anwenden würde, könnte man sagen, wenn bei einer Schiesserei die Täter und Opfer Einwanderer aus dem Balkan sind, Politiker nicht gleich Leserbriefe an Zeitungen schicken, dass Ego-Shooter endlich verboten werden müssen. Nein, denn irgendwie ist in den Köpfen das Bild, dass diese Leute halt nicht so hohe Ideale und Werte haben wie „wir“. „Wir“ bezeichnet hier den weissen, christlichen Schweizer. Man kann sogar so weit gehen und sich denken, die sind ja selber Schuld, man siehe nur, wie die ihre Kinder erziehen. Dies alles endet mit dem den Gedanken: Von denen ist es ja auch nicht anders zu erwarten und die haben es verdient.


Das ist bitterböse und in den meisten Fällen, wenn rational darauf angesprochen, zu Recht verneint. Diese tief in uns sitzenden Stereotypen arbeiten unbewusst und können uns, wenn direkt darauf hingewiesen, ziemlich erschrecken. Da kommt unser Gehirn ins Spiel. Abgesehen davon, dass ein gesundes Gehirn Tatsachen so darstellt, dass man selbst im besten Licht dasteht, arbeitet oftmals in unserem Inneren der Glaube, dass die Welt doch gerecht sein müsse. Wie erklärt man sich also das sinnlose Erschiessen von unschuldigen Opfern? Wenn man mit ihr-habt-es-ja-irgendwie-verdient oder von-dieser-Bevölkerungsgruppe-ist-ja-auch-nichts-anderes-zu-erwarten-Gedanken nicht weiter kommt, dann sucht man eben einen anderen Sündenbock. Womit wir wieder bei den Videospielen wären. Dass auf Stereotypen zurückgegriffen wird, ist nur menschlich. Aber weil der Mensch die Fähigkeit besitzt, solche Mechanismen unseres Hirns zu erkennen, müssen wir sie auch angehen und gegebenenfalls unsere Haltung revidieren.

Es geht mir hier darum, solche Verhaltensweisen aufzuzeigen, damit sie in folgenden Diskussionen Rund ums Thema Verbot von gewalthaltigen Videospielen reflektiert werden können.

 

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